Auf der Route 62 in die Karoo Halbwüste

Da wir hier nicht wohnen, sondern reisen, ist nach 3 Tagen hier wieder alles vorbei und wir starten zur nächsten Etappe. Heute haben wir eine lange Strecke vor uns. Es sind über 500 km bis nach Prince Albert in der Karoo. Wir wollen nicht auf der schnellsten Strecke dort hin, das wäre die Autobahn N1. Wir haben uns für die landschaftlich besonders schöne Strecke durch die Berge entschieden. Die Route 62 ist hier so bekannt wie die Route 66 in den USA, wenn bei weitem nicht so lang. Die Route 62 windet sich durch die Berge und durch kleine hübsche Orte wie Montague, Ladysmith und Oudtshoorn. Zuerst geht es an der Küste entlang auf der R44 durch den größeren Ort Kleinmond, der uns auf dem Ersten Blick nicht so sehr gefällt. Ab hier geht es auf die N2 über Caledon.

Die Landschaft ist jetzt durchweg Farmland mit Rinderherden und Feldern. Bei Stormsvlei geht es auf R317 in die Berge, Richtung Montague, und hier gibt es erst einmal Frühstück!  Montague ist ein kleiner hübscher Ort mit Restaurants und Padstals, bei uns würde man Bauernladen sagen. In diesen Läden werden meist  ländliche Produkte verkauft, wie regional angebaute und getrocknete Früchte, Marmeladen, Kekse, Soßen, Nüsse, manche führen auch Weine aus der Region. Alte Holzbilderrahmen, die ich so liebe, kleine genähte Taschen für das Handy oder anderen Krimskram, den ich auch liebe: Ihr merkt schon, ich kenne mich in diesen Läden aus. Kaum einer, den ich hier nicht besucht habe. Für jemanden, den dies alles kalt lässt, ist meist noch ein kleines Restaurant oder Café angeschlossen.  In Montague gibt es auch einige sehr hübsche B&Bs.

Das Thermometer zeigt mittlerweile 38 Grad im Schatten an. Gut, dass unser Auto eine Klimaanlage hat. Die Landschaft ist sagenhaft, die Straße fast leer, Spotify spielt tolle Musik und so fahren wir in der Einsamkeit dem nächsten Padstal entgegen. Der befindet sich in Ladysmith und hier kaufen wir mit fachmännischer Beratung zwei Flaschen Weißwein und eine Flasche Gin aus der Region. Für Freunde des Gins gibt es in Südafrika ein riesiges Angebot. Noch mehr Auswahl hat man bei den Tonic Waters, die es hier in diversen Geschmacksrichtungen gibt, sogar mit Gurkenaroma von Schweppes.

Langsam ziehen in der Ferne dunkle Wolken auf. Wir nähern uns Oudtshoorn und über der Bergkette liegen Regenwolken. Man könnte von hier aus über den Swartberg Pass fahren, aber die Aussicht auf Regen und Gewitter lässt uns den Einfall schnell vergessen. Die Straße dort ist zum größten Teil unbefestigt. Auch die Fahrzeit wäre erheblich länger. Wir bleiben weiter auf der R62 und fahren über den Ort De Rust und dann auf die R 12 Richtung Klaarstroom. Die Strecke führt auf einer kurvenreichen Teerstraße durch die Meiringspoort - Schlucht. Jetzt hat es begonnen zu stürmen und der Starkregen behindert unsere Sicht. Scheibenwischer Stufe drei. Kleine aber reißende Bäche überspülen die Fahrbahn, aber noch stellen sie keine wirkliche Gefahr dar. Wenn man überhaupt etwas von der Gegend erkennt, sind es die nach oben ragenden Felshänge, über denen ab und zu ein Blitz zuckt. Die schlechte Sicht macht es uns nicht einfach. Umso erstaunlicher ist es, dass uns von hinten schon eine Autoschlange schiebt. Immer wieder fahren wir raus, um andere passieren zu lassen.


Dann sind wir soweit durch und sehen weites Land vor uns. Bis Prince Albert ist es nicht mehr weit. Am Horizont reißt die Wolkendecke auf und kurz vor dem Ziel strahlt die Sonne, als wenn nie etwas gewesen sei.  Es ist halb sechs und die Temperatur liegt bei 28 Grad, als wir nach einem langen Tag unser Haus erreichen. Unser Haus heißt das „Elfen Haus“, ein Traum von einem afrikanischen Haus.

Es liegt zurückgesetzt an einer ruhigen kleinen Nebenstraße. Von der vorderen Veranda blickt man auf einen sehr gepflegten Vorgarten mit Parkplatz, beschattet von einem exotischen, blühenden Baum. Beim Eintreten in das Haus war ich schon verliebt: Geschmackvoll, neu, gemütlich sind nur einige Gedanken, die mir kamen. Die Betten groß, schön und kuschelig. Die Bäder und die Küche: Alles total sauber. Im Innenhof… na seht selbst, ist das nicht ein Träumchen? Hier werden wir auch eine schöne Zeit haben aber heute Abend passiert nicht mehr viel. Einkaufen, essen und dann schlafen.


Tag 15

Prince Albert erscheint uns als kleiner verträumter Ort mitten im Nirgendwo, umgeben von Farmland, Mohair Ziegen und Straußen, die im trockenen Sand herumpicken. Das Leben läuft in ruhigen Bahnen, auf der Straße grüßt man sich noch freundlich und alles ist sehr liebevoll gestaltet. Das Stadtbild lebt von den vielen alten, renovierten und zum Teil denkmalgeschützten Häusern, manche noch aus der viktorianischen Zeit. Über die Grenzen berühmt ist der Showroom im Art Deco Stil. Hier finden regelmäßig Film- und Theatervorführungen statt, nur leider in Corona Zeiten nicht. Bei einem Bummel durch den Ort entdecken wir nette Cafés, hübsche Geschäfte und für den Abend bestellen wir einen Tisch im The Rude Chef. Am Mittag liegen wir am Pool und am Nachmittag auch noch, ich will hier nicht mehr weg.

Tag 16

Von hier aus starten wir unseren Ausflug über den Swartberg Pass nach Oudtshoorn und zu den Cango Caves. Der Tag beginnt angenehm frisch und die Sonne geht blutrot auf, als ich mit dem Kaffee in der Hand am Pool sitze. Alles ist noch so ruhig und ich freue mich auf den Tag.

Die 27 Kilometer lange Passstraße fängt nicht weit von Prince Albert an und ist gut ausgeschildert. Sie schlängelt sich auf einer unbefestigten Straße hoch auf über 1.500 Meter und wieder runter bis nach Oudtshoorn. Die Ausblicke sind grandios und öfters stoppen wir, um ein Foto zu machen. Nicht umsonst gilt diese Route bei vielen als eine der schönsten Pässe der Welt. Auch für Wanderer gibt es hier verschiedene Wege, um die Gegend zu erkunden. Aber nicht bei 35 Grad im Schatten.

Am höchsten Punkt angekommen, war es kühl, neblig und es nieselte. 

Im Tal ist es wieder sonnig und heiß und unser nächstes Ziel sind die Tropfsteinhöhlen Cangoo Caves. Hier bin ich jetzt sehr erstaunt über die Anzahl der Parkplätze einschließlich vielgeschossigem Parkhaus. Du meine Güte, ein kleines Disneyland in der Karoo, wie voll kann es hier werden? Nun ja, im Moment ist es fast leer. Wir parken vor der Tür. Man hat die Wahl zwischen zwei Touren: Die 60-minütige normale Tour oder die 90-minütige Adventure Tour. Für die letztere muss man sich aber einem Test unterziehen ob man auch durch alle Felsritzen passt. Dazu steht in der Eingangshalle eine Skulptur mit einer Schablone, durch die der Höhlenbesucher hindurch passen muss. So wird weitgehend sichergestellt, dass später kein Besucher im Berg hängen bleibt und damit in der Zeitung auf das Titelblatt kommt. Haha, ja, aber kein Spaß: Bei der Adventure Tour muss man sich im Inneren des Bergs durch enge Spalten quetschen und auf dem Boden kriechen. Das ist nichts für Menschen mit Klaustrophobie. Im Jahr 2006 ist wohl jemand stecken geblieben und die ganze Gruppe saß 14 Stunden lang in der zugekorkten Höhle fest - eine Gaudi für die ganze Familie. Wir brauchen nicht lange zu überlegen und wählen die einfache Führung.

Um ehrlich zu sein, dachte ich am Anfang „och, olle Höhlen, immer das gleiche“, aber dann war ich sprachlos. Es ist, als wenn man eine andere Welt betritt. Mystisch wie in einem Märchen ist es hier. Man betritt zuerst eine große Kathedrale von deren Decke riesige Stalaktiten herabhängen, die laut Erklärung mindestens 150.000 Jahre alt sind. 

Entdeckt wurde diese Höhle 1780 von einem Hirten aus der Umgebung. Dann geht es tiefer in das Höhlensystem hinein, aber hier hat man immer noch genügend Platz. Es ist nicht zu eng und die Decken sind hoch. Nach einer Stunde sind wir wieder draußen und um eine Erfahrung reicher. Das war absolut toll!


Nachdem wir noch eine Straußenfarm besichtigten, dort einen Rockshandy tranken und uns die Strauße ansahen, ging es zurück, wieder über den Swartberg Pass in unser Elfenhaus nach Prince Albert.

Unseren letzten Abend verbrachten wir im örtlichen Bush Pub mit Pizza und Steak und im Hintergrund dudelte die Juke Box Country Musik, eine ganz schön authentische Atmosphäre!