Mechapa, Leon

Die Zeit läuft, nur noch eine Woche, verflixt noch mal, warum geht der Urlaub immer so schnell vorbei? Nach einer Woche denkt man „och, sind ja noch zwei Wochen, was haben wir nicht schon alles erlebt“, aber spätestens nach der Halbzeit rennen die Tage nur so dahin.

Heute geht’s hoch in den Nordwesten an die Küste nach Mechapa. Für den schönen Studentenort Leon haben wir nur eine kurze Sightseeing-Zeit eingeplant. Der Weg dorthin führt über eine gut ausgebaute Autopiste und wir erreichen Leon nach drei Stunden.

Mechapa, LeonHier geht es etwas hektischer zu als in Granada, aber es ist genauso schön. Ich möchte hier kurz etwas über die Sicherheit sagen. Wir hatten nie irgendwelche Probleme oder haben uns gar unsicher gefühlt. Wir haben uns aber auch fast immer an die Regeln gehalten (laufe nachts nicht durch dunkle Straßen, trage keinen Schmuck zur Schau usw.), sind mit Respekt und gesundem Menschenverstand gereist und hatten vielleicht auch Glück. In Leon hatten wir so ein Glück und parkten im Zentrum genau vor einem Hotel. Wir ließen nichts Sichtbares im Auto liegen. Das Handschuhfach war offen und zeigte, dass es leer war. Auch keine Handyhalterung war zu sehen und schon gar nicht zu erkennen war unser gesamtes Gepäck im Kofferraum. Zu einem späteren Zeitpunkt haben wir ein Ehepaar aus South Carolina getroffen, deren Auto auch in Leon geparkt war.

Leon, StudentensatdtDas wurde aufgebrochen und alles, wirklich alles gestohlen. Die Armen wollten sich im Anschluss noch mit Freunden in Honduras zum Tauchen treffen. Sie konnten sich vor Ort neu einkleiden und ihre Freunde mussten den bei Amazon neu bestellten Ersatz aus den USA mitbringen. So kann es auch gehen. Plötzlich ist Schluss mit Lustig und man muss sich um einiges Unerfreuliches kümmern.

VulkanNach einem Rundgang und einem kühlen Drink in einem der schönen Hotels ging es weiter, vorbei an der Kette von Vulkanen. Ab der Stadt Chinadega zog sich die Fahrt wie Kaugummi über Dörfer und meist trostloser Landschaft. Zur Langeweile kam noch eine richtig schlechte Straße die dann mit jedem Kilometer schlechter wurde.

Schwein in SchlammlochZum Schluss war es eine Buckelpiste mit riesigen Löchern und - das ist jetzt nicht geschwindelt - da haben wir beinahe ein Schwein überrollt. Das lag da schön und kaum sichtbar in einem tiefen Schlammloch mitten auf der Straße - aber alles gut, wir hatten es rechtzeitig entdeckt und konnten ausweichen.

Redwood Beach Resort

Redwood Beach ResortAm späten Nachmittag sind wir dann in unserem Redwood Beach Resort angekommen. Im Umfeld von… ich sage mal 100 Kilometern, gibt es nichts außer einige kleine arme Dörfer, die noch zum Teil vom Fischfang lebten. Hier, mitten im Nirgendwo, waren wir auch die einzigen Gäste in dem kleinen, wunderschönen Resort, das von Palmen umgeben ist. Es gehört einem Ehepaar aus den USA und liegt traumhaft am laaangen, sehr laaangen, endlos laaangen und hellen Sandstrand und wir waren hier alleine… yeah!

Die Bungalows sind aus Holz und haben eine Terrasse mit Hängematten und gemütlichen Stühlen, mit Blick auf das blaue Meer. Hier sitzt man unter Palmen im Schatten und lässt die Seele baumeln.

Redwood Beach Resort - StrandDas Meer ist ideal für Surfanfänger und Strandliebhaber. Man kann Kilometer weit laufen ohne jemanden zu treffen.

Nebenan liegt ein Fischerdorf. In der Nacht fahren die Männer in ihren Booten auf das Meer hinaus und am Tage sieht man sie beim Ausbessern der Netze oder der Boote. Es wehte immer ein kleiner, lauer Wind am Strand und oft saßen wir nur da und schauten auf das Meer oder beobachten die Kinder beim Spielen in den Wellen. Wir unternahmen lange Strandspaziergänge, stürzten uns mit dem Bodyboard in die seichten Wellen, saßen auf der Terrasse und lasen ein Buch. Zum Nachmittag hin ging es zur kleinen Bar. Dort gab es einen Gin Tonic und manchmal auch zwei. Wir lernten ein kanadisches Ehepaar kennen, das sich nicht weit von hier am Strand ein Haus gekauft hatte und oft für mehrere Wochen hier lebte. Zum Abendessen gab es meist catch of the day oder was halt gerade verfügbar war. In den Nächten gab es einen unglaublichen Sternenhimmel, eigentlich wollte man nie schlafen gehen.

Die Besitzer Mike und Stacy lernten wir erst an unserem letzten Tag kennen. Sie waren     geschäftlich in Managua und ein junger Manager, der die meiste Zeit surfen war, kümmerte sich um uns. Als die Besitzer wieder zurück waren, gab es erstmal für ihn eins auf den Deckel, weil er uns keine Ausflüge angeboten und verkauft hatte. Die da wären: Eine Wanderung am Vulkan Cosigüina, Kajakfahren im Naturschutzgebiet Padre Ramos, Reiten oder eine Jeep Tour am Strand zu der Steilküste. Ja schade eigentlich - das klingt alles sehr gut. Andererseits waren wir aber auch nur vier Nächte hier und da war es auch mal schön, nur im Meer zu baden oder in der Hängematte zu liegen. Mike und Stacy waren sehr nette und aufmerksame Gastgeber und Mike bedauerte es, dass wir nicht die wunderschöne Tour mit dem Jeep am Strand gemacht haben. Doch dann fiel ihm ein: „Habt ihr ein Auto mit 4x4?“ „Ja klar, unser Hyundai hat das.“ „Dann fahrt die Strecke doch morgen früh selbst, ist ganz easy, um 6 Uhr ist Ebbe, ihr müsst nur die ersten 30 Meter losen Sandstrand überwinden und danach ist der Sand fest, da geht es auch ohne 4x4. Am Ende der Strecke, das seht ihr dann schon, liegen große Felsen, da müsst ihr wenden und dort könnte der Sand etwas matschig sein, aber kein Problem...“ „Na auja, das ist ja Klasse, das machen wir!“ Am frühen nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, ja da lernten wir unseren Mietwagen erst richtig kennen. Ich glaube meinem Freund war nicht so überzeugt von unserem Ausflug, war das eine Vorahnung?

Strandsafari

Rein ins Auto, Gang eingelegt, Allrad zugeschaltet und auf geht die wilde Fahrt. Plopp, nach zehn Metern steckten wir schon mit durchdrehenden Rädern im Zuckersand fest. Es ging nicht mehr vor oder zurück. Das war jetzt richtig peinlich, was lief da schief, es war ja nicht unsere erste off-road-Tour?

Unser MietwagenSchon erschien Mike auf der Bildfläche. Ich schätze, er wird sich auch sein Teil gedacht haben. Mit Schwung setzte er sich in unser Auto, schaltete vor und zurück, gab ordentlich Gas… aber auch da grub sich das Auto nur noch tiefer in den Sand. Staunend überlegte er, was das Problem war. Aber alles half nichts, das Auto musste aus dem Sand. Mit Hilfe der Angestellten und Brettern und Graben schaffte Mike das Auto zurück auf festen Boden. Nun war er aber angetriggert, das muss doch gehen! Er fuhr wieder full speed los und, was soll ich sagen, wieder mitten auf den Starnd. Nur dieses Mal schaffte er immerhin 20 Meter, bevor der Wagen sich wieder tief in den Sand eingrub. Jetzt fanden er und mein Freund auch das Problem… Trotz vermeintlichem 4x4 waren nur die Vorderräder angetrieben. Na, mal gut, dass wir das hier bemerkten und nicht mitten in der Einöde, wo niemand uns helfen konnte. Mike hatte keine Lust, noch einmal das Auto auszugraben. Er schickte einen Angestellten zu den Fischern nebenan. Dort gab es einen Trecker, der sonst die Fischerboote an Land zog. Jetzt sollte er unser Auto wieder zurückziehen. Das ging dann auch wunderbar und für die Dorfbewohner war es eine willkommene Abwechslung, endlich mal was los.

Redwood Beach Resort - Unser MietwagenAber damit war unser Ausflug natürlich nicht abgebrochen, neinneinnein, Mike bestand darauf, es nochmals zu versuchen. Und er setzte sich hinter das Lenkrad. Dann gab er so viel Stoff, dass wir kaum den Boden berührten und es tatsächlich bis zum festen und breiten Sandabschnitt schafften. Mit 50 Stundenkilometern wir den Strand entlang, mit offenen Fenstern und dem Fahrtwind in unseren Haaren waren wir so glücklich, dass das doch noch geklappt hatte. Wir wurden für unser Pech sowas von entschädigt, es eröffnete sich uns eine grandiose Landschaft mit Klippen in den schönsten Formen und Farben, die bis an den Strand reichten.

Wenn ich es richtig verstanden habe, gibt es in der Regenzeit auch kleine Wasserfälle. Am Ende mussten wir noch im feuchten Sand wenden und ich war ganz froh, dass Mike dabei war. Nicht auszumalen, wenn wir hier stecken geblieben wären, ohne Handynetz, denn bei Flut ist dieser Teil dann im Meer... mit oder ohne Auto.

Wilde Pferde am StrandAuf dem Rückweg hatten wir ein einzigartiges und atemberaubendes Erlebnis: Wir sahen eine große Herde Pferde, die im wilden Galopp unter tief blauen Himmel am Strand durch das Meer liefen. Das ist der Film, den ihr am Anfang seht, ein tolles Erlebnis. Zurück im Hotel, waren Mike und Stacy begeistert von meinem kleinen Film und baten mich um eine Kopie. Wieder zurück in Deutschland habe ich Stacy den Film an Ihre E-Mail-Adresse geschickt. Ich habe leider nie erfahren, ob sie ihn erhalten hat und öffnen konnte.