Über den Blyde River Canyon zum Marloth Park

Tag 6

Am Morgen verlassen wir das schöne Haus, in dem wir eine tolle Zeit hatten, um in den Marloth Park zu fahren. Dieser liegt am südlichen Ende des Kruger National Parks am anderen Ufer des Crocodile River. Die kurze Fahrstrecke erlaubt uns einen Abstecher zum Blyde River Canyon. Dass wir später noch unter Zeitdruck geraten würden, ahnen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Der Blyde River Canyon ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeit in Südafrika. Eigentlich ist es nicht nur der beeindruckende Canyon, sondern auch die Straße dort: Die R 532, bekannt unter dem Namen Panorama Route. An mehreren verschiedenen gut ausgeschilderten Abzweigen kann man die grandiose Aussicht bestaunen. Wenn man alle Viewpoints anfahren möchte, ist das ein sehr schöner Tagesausflug. Bitte tut euch selbst einen Gefallen und fahrt nicht bei Regenwetter diese Strecke. Ihr wäret dann nur enttäuscht. Leider fehlt uns diesmal die Zeit, alles abzuklappern aber die schönsten Aussichten nehmen wir mit.

Es ist wirklich nicht voll - alleine das große Parkplatzangebot lässt erahnen, was hier los sein könnte - auch viele der Souvenirläden haben geschlossen. Wir sind ein wenig in Zeitdruck geraten und haben auch Hunger. Mir schwebt da eine schöne heiße Waffel vor: Noch weit von uns entfernt gibt es den Ort Graskop. Dort kenne ich ein Waffle House und unwillkürlich trete ich stärker aufs Gas. Im Umkreis von diesem Ort gibt es schöne Ausflugsziele. Einige kenne ich schon, die anderen müssen auf den nächsten Besuch warten.

In Graskop sitzen wir dann im Waffle House vor einer riesigen Portion Waffeln mit Eis und rechnen uns die weitere Route aus. Der Plan ist, quer durch den Kruger Park zu fahren, um zum Marloth Park zu kommen. Um die stark befahrene Autobahn zu vermeiden, wäre das die interessantere Strecke aber halt auch zeitlich längere. Langsam geht es die Berge runter bis nach Hazyview, eine Kleinstadt. Von dort ist es nur eine kurze Strecke bis zum Numbi Gate des Kruger Parks. Die Kilometer ziehen sich wie Kaugummi, es herrscht ordentlich Verkehr, wir kommen nicht so schnell voran wie erhofft.

Als wir nun endlich am Numbi Gate eintreffen ist es schon zehn vor drei, oh das wird jetzt ganz schön enge. Och Mensch was ist denn hier los, richtig voll ist es hier, eine ganze Gruppe ist vor uns an der Anmeldung dran und das dauert, eh jeder einzelne seine Zettel ausgefüllt und bezahlt hat, und ich scharre mit den Hufen, weil die Zeit knapp wird. Ich sehe uns schon im Kruger Park in einem Camp übernachten, weil wir es nicht bis 18:30 zum Ausgang schaffen. Die ganze Prozedur dauert wirklich fast 40 Minuten, dann rollt auch unser Auto durch die Eingangsschranke. Es ist halb vier, noch drei Stunden bis das Gate schließt. Das wird eine stressige Fahrt für die 100 km. Trotz Zeitdruck halten wir uns an die Geschwindigkeitsbegrenzungen (auf Teerstraßen 50, auf Nebenstraßen 40 km/h), manchmal geht nicht mehr als 25 km/h, und obwohl wir auf viele Tiere treffen, haben wir keine Zeit zum Verweilen. Die schmalen, unbefestigten Straßen schlängeln sich durch eine hügelige Landschaft mit einer dichten grünen Vegetation und Flussläufen. Ich kann das heute nicht ganz so genießen. Da ich das Auto fahre, muss ich mit dem Kopf auf der Straße sein. Es kann jederzeit passieren, dass ein Tier aus dem Busch springt und Sicherheit geht vor. Auf den letzten 30 Kilometern wissen wir, dass wir es rechtzeitig aus dem Park raus schaffen werden. Nur ein Elefant kann uns jetzt noch den Weg versperren. Sollte so ein Fall eintreffen, kann ein Foto als Beweis am Gate nützlich sein, Diskussionen zu vermeiden. Ansonsten kann es bei Verstößen gegen die Parkordnung auch empfindliche Strafen geben, bis hin zu Verweis aus dem Park. So, wir haben es dann doch ganz locker geschafft und jetzt sind es auch nur noch zwanzig Minuten bis zu unserem Haus im Marloth Park.