Matagalpa

Nach einem erlebnisreichen Morgen ging es zu unserer schon letzten Unterkunft bei Matagalpa. Diese Gegend ist bekannt für den Anbau von Kaffee und Kakao.

Vulkane San Cristobal, Telicia, Cerro Negro und MomotombeWieder vorbei an den Vulkanen San Cristobal, Telicia, Cerro Negro und Momotombe mit den Ruinen der Stadt Leon Viejo - das alte Leon wurde 1609 vom Ascheregen zerstört. Am Cerro Negro, dem jüngsten und auch noch aktiven Vulkan, kann man eine Sandrutschtour machen. Nach einem anstrengenden Aufstieg von 45 Minuten kann man dort mit einem Brett schnell wieder nach unten kommen, was nicht so ganz ungefährlich ist. Stürze, Brüche und Hautabschürfungen sind an der Tagesordnung und der Abhang hat eine 41 Grad steile Abfahrt. Von oben ist das Ende nicht zusehen, aber viele kommen extra wegen dieses Nervenkitzels hierher.

Vulkane San Cristobal, Telicia, Cerro Negro und MomotombeEs gibt so viel über die vielen Vulkane zu erzählen, aber nicht hier und heute und auch nicht von mir. Wer sich dafür interessiert, kann alles im Netz oder diversen Reiseführen nachlesen. Man muss auch nicht alle Vulkane besteigen. Auch von der Ferne sind sie bei klarem Wetter imposant anzusehen.

Finca Esperanza

Nach Matagalpa auf dem Weg zur Eco Lodge Finca Esperanza Verde bei San Ramon verließ uns Google. Die Anfahrt dorthin ist nicht ganz ohne: Die Finca liegt tief in den Bergen und das letzte Stück ist recht steil und extrem holperig. Ein 4x4 ist in der Trockenzeit nicht unbedingt nötig, aber mit einem SUV mit Bodenabstand ist man schon gut beraten. Bis wir dort ankamen, irrten wir noch durch die Bergwelt. Google Maps führte uns in Gegenden, wo es keine Straßen mehr gab oder wo plötzlich im Nirgendwo alles aufhörte. Am Ende mussten wir uns durchfragen, was dann aber auch kein Problem war.

Eco Lodge Finca Esperanza Verde bei San RamonDie Eco Lodge ist ein zauberhafter Ort der Ruhe, mitten in der üppigen Natur.

Eco Lodge Finca Esperanza Verde bei San RamonDer Übernachtungspreis mit Frühstück lag bei 100 US Dollar. Wir hatten das Kolibri-Baumhaus. Es lag am Berghang und war komplett aus Holz gestaltet. Vom Bett aus schaute man durch ein Panoramafenster direkt in die Bäume und auf dem Balkon saß man romantisch mitten im grünen Wald mit einem herrlichen Blick ins Tal.

Es heißt nicht umsonst Kolibri-Baumhaus: Auf der Terrasse hing eine der typischen Kolibritränken und so hatten wir ständig Besuch von den kleinen, blitzschnellen Vögeln. Die Zimmer sind geschmackvoll und gemütlich eingerichtet. Die Lodge arbeitet mit Solar Energie und das bedeutetet für uns: Im eigenen Bad hat man in der Dusche die Wahl zwischen fließend kalt oder eiskalt… brrr, hier oben ist es schon ein wenig kühler am Morgen und am Abend. Aber für alle, die lieber schön warm duschen, wie mich, gab es auf der Anlage drei Duschen in sauberen Holzhäuschen, die am Morgen und am Abend mit Feuerholz beheizt werden.

Eco Lodge Finca Esperanza Verde bei San RamonEs gibt gemütliche Relaxzonen und man erhält sehr viel Informationen über Tiere und Pflanzen und den Anbau von Kaffee. Auch gibt es Touren oder geführte Wanderungen über einen der fünf angelegten Wanderwege auf dem großen Gelände. Das Essen: Ohne Worte…  fabelhaft, Gemüse, Kräuter und Obst stammt aus dem eigenen Garten und ist immer frisch. Veggie, Vegan oder Diabetiker - hier ist das kein Problem.

Leider hatten wir hier auch nur einen kurzen Aufenthalt von zwei Nächten. An diesem einen Tag versuchten wir fast alle der fünf Wanderwege abzulaufen. Die Wege sind gut gepflegt, aber halt mitten im dichten Wald, so dass man durch Laub laufen muss. Über Baumwurzeln steigen, kleine Bäche durchqueren, tiefhängende Äste mit Blättern beiseiteschieben und so manche Entdeckung dabei machen muss. Großartige Entdeckungen waren Vögel, Affen, Käfer und ein Faultier in Bewegung auf einem Baum

FaultierWeniger erfreuliche Entdeckung war die Schlange, die neben dem Weg lag, jawohl neben dem Weg. Da sagen die Leute einem immer: Wenn du fest auftrittst, sind die Schlangen weg, bevor du kommst, denn sie sind ja scheu und meiden Menschen. Mmmh toll, aber die Regel besteht, wie man sieht, nicht immer. Da stampft man durch den Busch und vertreibt alle Tiere und dann das. Dieses Exemplar lag hier ganz zutraulich eingerollt da. Den Drang zum Streicheln hatte ich eher nicht so und… ach du Schreck, sie sah aus wie eine Korallenotter. Ihr wisst noch, was ich ganz am Anfang zum Dschungel am San Juan schrieb…

Wer mich jetzt nach dem Beweisfoto fragt oder nach den Anordnungen der Färbungen, der verkennt die Situation, die wie folgt war: Fröhlich schwatzend wanderten wir durch den Wald. Der Weg wurde durch eine Baumwurzel rechts etwas verengt und man musste einen größeren Schritt machen. Ich lief als Erste, setzte über die Wurzel und mitten im Schritt erblickte ich links von mir die Schlange, vielleicht 1 bis 1,5 Meter entfernt. Irgendwie sprang ich dann beiseite und rief noch zu meinem Freund: „Bleib stehen!“ und er, ganz anders als sonst, hörte sogar auf mich und stand stocksteif da, als wenn er den Grizzly erwartete. Er sah die Schlange nur kurz, denn der war es jetzt zu unruhig hier. Gemächlich schlängelte sie ins Unterholz und verschwand aus unserem Blickfeld. In dieser kurzen intensiven Schreckensphase konnte ich mich auch nicht mehr an die Eselsbrücke zur Unterscheidung von Otter oder Natter, giftig oder harmlos, erinnern - geschweige denn an die Reihenfolge der Färbungen von den Ringen. Ich gehe davon aus das es sich im eine ungiftige Korallennatter handelte und versuchte, mich auf dem gesamten Rückweg davon selbst zu überzeugen, um nicht in Panik zu geraten.

Auf der Lodge weilte seit einigen Wochen ein Naturforscher. Dieser erzählte uns, er sei schon eine ganze Weile auf der Suche nach dieser Schlangenart. Er glaube auch nicht, dass es die giftige Schlangenart gewesen sei. Na, dann kann es ja wieder weitergehen.

In Wirklichkeit beruhigt mich das nicht unbedingt. Aber tapfer wanderten wir am Nachmittag weiter, nur diesmal laufe ich nicht mehr voran. Meine Augen sind nur noch auf den Weg und das Unterholz gerichtet und ich hoffe, diese Wanderung ist bald vorbei. Ich bin wirklich sehr ängstlich und will jetzt nie wieder außerhalb von Deutschland wandern. Aber das gilt nur heute!