Halbwüste, Beauford West und Karoo National Park

Tag 17

Totsiens Prince Albert! Wir rollen durch die karge Landschaft der Karoo-Halbwüste nach Beauford West. Auf den 170 Kilometern sieht man links und rechts flaches Land bis zu Horizont: Rinder, Esel, Schafe, Strauße, manchmal auch Impalas und ganz viel Steppe. Und dann, mitten im Nirgendwo: Ein Padstal! Was ist das? So eine Art Hofladen, seht selbst:

Nach einer Stärkung mit selbst gemachten Pies und etwas Rumstöbern geht’s auf zu den letzten Kilometern. In der Ferne sieht man schon die Berge von Beaufort West.

Beauford West

Wäre nicht hier der Karoo National Park, gäbe es wohl kaum Touristen, sondern nur Reisende, die auf der Durchfahrt in den Norden sind und unbedingt eine Pause brauchen. Wir halten an einem großen Supermarkt an, um Lebensmittel für die nächsten drei Tage einzukaufen. Die Auswahl ist groß und wir packen mal wieder mehr ein als nötig ist. Ach ja, was gäbe ich für eine schöne Schwarz- oder Graubrotscheibe. Aber es bleibt bei einem Wunsch, denn auch wenn man Brot findet, das so ähnlich aussieht, merkt man beim ersten Biss schon, dass es auch wieder nur dunkel eingefärbtes Weißbrot ist. Aber sonst wird man hier recht glücklich bei dem Angebot. Besonders wer auf Grillen steht, findet hier so manch eine Spezialität.

Schnell geht’s weiter. Auf zu den letzten sieben Kilometern zum KoKa Bush Camp. Hinter der Toreinfahrt rumpeln wir noch drei Kilometer auf einer kleinen Pistenstraße zu der Rezeption. Das Bush Camp liegt zwischen den Bergen in einem schmalen Tal und kann mehrere Hektar sein eigen nennen. Hier ist es möglich, auf verschiedenen, ausgeschilderten Wanderwegen zu laufen oder auch zu joggen. Natürlich auch wieder mit den hier lebenden Tieren wie Giraffen, Zebras, Antilopen, Warzenschweinen und Vervet Affen (Grünmeerkatzen). An der Rezeption werden wir außerordentlich freundlich begrüßt und wir bemerken sofort die gepflegte grüne Rasenfläche, an deren Ende sich die Bungalows befinden. Nahe der Rezeption gibt es einen großen Pool mit Liegen und einem sehr gemütlichen, überdachten Sitzbereich. Unser Bungalow ist klein, aber das ist in Ordnung. Es gibt hier ein großes Bett und eine kleine Küche. Über eine Hühnerleiter klettert man unters Dach (in das sogenannte Loft), wo noch zwei weitere Betten aufgebaut sind. Da schläft man aber schon fast mit dem Gesicht im Strohdach. Auf der Terrasse stehen ein Tisch und zwei Bänke, daneben der obligatorische Brai (Grill).

Am Nachmittag können wir endlich mal etwas laufen, um uns dann anschließend wieder dem Essen zu widmen. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit rennt eine größere Zahl von Affen über den Rasen, spielend und turnend verschwinden sie bald in ihrem Schlafbaum um dann bei Sonnenaufgang lauthals schreiend wieder herunter zu kommen. Vorsicht, nichts draußen liegen lassen! Diese Bande begeistert sich für alles. Die Nächte sind hier angenehm kühl und wir schlafen bei offener Tür und nur mit der Fliegentür geschützt.

Tag 18 

Am frühen Morgen brechen wir auf zu dem zwölf Kilometer entfernten Karoo National Park. Der Weg führt uns wieder durch Beauford West und wir können uns immer noch nicht für diesen Ort mit dem Charme einer riesigen Autobahnraststätte erwärmen. Am Gate des Karoo National Parks werden wir nur registriert. Für die restlichen Formalitäten müssen wir zur Rezeption des Camps weiterfahren. Das stattliche Rest Camp des Parks besteht aus gepflegten Kap Häusern. Es gibt einen Shop, ein Restaurant und einen Pool. An der Rezeption sind wir die einzigen neuen Gäste und es geht schnell. Eintritt müssen wir nicht zahlen, da wir eine Wild Card haben, eine Jahreskarte für die südafrikanischen Nationalparks. Man drückt uns eine Karte in die Hand und wünscht uns einen schönen Tag. Im Park beginnen wir mit dem 45 Kilometer langen Rundweg und sind schon nach wenigen Kilometern schwer begeistert: Blauer Himmel, Schäfchenwolken, die scharf geschnittenen Berge, tiefe Schluchten und weites Land. Wir stoppen so oft, dass wir kaum vorankommen. Wer hierher kommen möchte, dem sei gleich gesagt, dass das hier nicht mit dem Kruger oder anderen großen Parks zu vergleichen ist. Tiere sind hier deutlich weniger zu beobachten. Man muss sich Zeit nehmen, auch mal zum Fernglas greifen und keine überzogenen Erwartungen aufbauen. Einfach nur genießen. Um tiefer in den Park hineinzukommen, benötigt man Auto mit 4&4 Antrieb. Ob man dort hinten mehr Tiere findet, haben wir herausgefunden. Aber es gibt wohl zwei Häuser zu mieten inmitten der Wildnis ohne Zaun und doppelten Boden. Abenteuer pur.

Tag 19

Auch am nächsten Tag fuhren wir in den Park, der schon unsere Herzen erobert hatte. Durch das Fernglas beobachten wir eine sehr große Oryx-Herde, die durch die Steppe zog. An den steilen Felswänden balancierten drei Springböcke auf ihren dünnen Beinchen hin und her. Ganz besonders erfreut hat mich eine Herde Eland Antilopen. Mindestens 50 Tieren liefen im leichten Trapp den Berghang entlang. Immer wieder kreisen Adler am Himmel und nicht zu vergessen die Bergzebras sowie Impalas, Hardebest und Affen. Also wir sind happy.

Nahe dem Gate gibt es einen Loop, der zu einem eingezäunten, gepflegten Picknick-Platz mit sehr großem Pool führt. Also nicht die Badesachen vergessen.

Am frühen Nachmittag waren wir wieder zurück und nahmen eine Auszeit am Pool. Während wir den Pool genießen, genießen die Affen unsere Terrasse. Bis zum Pool hört man das Gekreische und wir machen uns auf um nachzuschauen. Donnerwetter, was für ein durcheinander, eine Cola Dose ist ausgekippt und vier Affen schlürfen die Reste vom Tisch. Zwei andere ziehen an einem Geschirrhandtuch wobei ein dritter auch daran Interesse zeigt. Der Kleinste hat die Grillzange am Wickel und rennt damit auf einen Baum zu. Leider ist die Zange größer als er, was soll er tun, was tun wir? Wir stehen entsetzt da und schauen dem ganzen Treiben zu. Unser zaghaftes Anschleichen bringt nichts. Auch mit resolutem Auftreten kommen wir nicht weiter. Immer werden wir mit Drohungen, Zähne zeigen und Scheinangriffen zurückgedrängt. Bis dann Hilfe nahte, in Form der auf der Lodge lebenden Hunde. Unter wütendem Geschrei sprangen die Affen auseinander, ließen alles fallen und hangelten sich auf die Bäume, um von oben weiter zu schimpfen. Puhh, was hatte ich am Anfang geschrieben… Nichts draußen liegen lassen, das war es wohl, jetzt fällt es mir wieder ein.

Zum Abschluss unternahmen wir eine kleine Wanderung auf dem Gelände der Lodge. Die Wege sind gut gepflegt und ausgeschildert und es gibt immer wieder etwas zu entdecken. Nach kurzer Strecke begegneten uns Giraffen, die genüsslich am Akazienbaum knabberten. Sie beachteten uns kaum. Ein neugieriger Blick auf uns und schon waren wir ihnen egal. In der Nähe blökte ein Hardebest Bock und läutete für seine Herde die Flucht ein. Auf dem Baum gab ein Vogel den Alarm-Schrei ab.

Plötzlich verdunkelte sich der Horizont. Schwarze Wolken und Windböen zogen auf. In kurzer Zeit donnerte es in der Ferne heftig und Blitze zuckten über den Bergen. Mensch, jetzt aber schnell zurück, sonst müssen wir uns noch in die Büsche hocken, zusammen mit kuriosen Tieren und Insekten. Im strammen Schritt ging es zurück zum Chalet, immer den Himmel im Blick.

Am Ende zog das Gewitter an uns vorbei und es nieselte nur etwas, wer konnte das erahnen. Ich glaube, Wandern ist in diesem Urlaub nicht möglich. Erst zu heiß, dann Gewitter. Nun ja, dann essen wir eben wieder. Da hier kein Restaurant in der Nähe ist, grillen wir jeden Abend. Man hat hier die Möglichkeit, in der Lodge frisches Fleisch, Wurst und Salate zu bestellen. Vor dem Einschlafen denke ich noch, wie kann es sein, dass schon wieder 3 Tage um sind?