Ometepe

„Rey del Cocibolca“ - Fähre nach OmetepeNeuer Tag, neues Ziel. Heute fahren wir über den See mit einer Autofähre nach Ometepe. Weil wir das Auto hatten, mussten wir vorreservieren. Ohne Auto braucht man dies nicht zu tun.

Da unser Spanisch dafür nicht zu gebrauchen war, hatten wir schon in unserem Ankunftshotel, dem Best Western las Mercedes, schon einen Mitarbeiter an der Rezeption gebeten, uns einen Platz auf der Fähre zu reservieren. Ich bin nicht so richtig überzeugt, dass es geklappt hat. Ich nerve schon wieder etwas mit dem „Was ist wenn…“. Mein Freund hat da mehr die Ruhe weg, alles wird gut. Wir brechen früh auf, bis zum Hafen in San Jorge bei Rivas sind es etwa 75 km. Es geht auf der Panamericana in Richtung Süden. Kurz vor dem Ziel halten wir an einem Restaurante an der rechten Straßenseite, es sieht einladend aus und wir haben Hunger. Falls Sie mal dort entlangfahren: Es heißt Mi viejo Ranchito.

San Jorge, Fährhafen

Bus auf OmetepeWir erreichen den Hafen frühzeitig und das ist auch gut so, denn hier herrscht das Chaos: Autos, Transporter, Laster, Motorräder, Busse, Menschen, Tiere…  Halb Nicaragua scheint hier zu sein.

Es war ein großes Durcheinander und natürlich kamen wir mit Englisch allein nicht allzu weit. Da mussten wir uns schon mit unserem spärlichen Spanisch etwas zusammen brabbeln. Sprechen geht immer. Aber verstehen, das ist schon nicht mehr so leicht. Also, um es kurz zu machen: Wir hatten einen handgeschriebenen Zettel mit Nummern und einer Uhrzeit und einem Namen, Cocibolca... Den haben wir vorgezeigt. Daraufhin wurden wir in ein Labyrinth von warteten Autos, Bussen und Lastern eingewiesen - finden wir hier jemals wieder raus?

PKW-Verladung auf die Fähre nach OmetepeGut, dass mein Freund die Ruhe weghat, er rangiert das Auto nach Handzeichen gekonnt bis in die erste Reihe. Das Auto bleibt hier stehen und schnell gehen wir unsere Tickets kaufen. Nee, nix mit schnell, es gibt nämlich zwei Autofähren und unsere heißt… „Rey del Cocibolca“ zu Deutsch: König von Cocibolca… äääähhh, was ist Cocibolca? Habe ich bei Wikipedia geschaut und gelesen, dass der Nicaraguasee einheimisch so genannt wurde, na bitte - wieder was gelernt.

Autofähre

Wir hatten dann irgendwann unsere Tickets und nun brauchten wir nur noch im Auto auf das Verladen zu warten. Irgendwann ging die Schranke auf und einer nach dem anderen reihte sich in die Schlange ein. Ganz entspannt wurde jeder an Bord gewunken, haha… entspannt war nur der Winkende, die anderen fuhren passgenau über zwei Holzbohlen auf die Laderampe des Schiffs. Mein Freund gab hinterher zu, dass ihm nicht so wohl dabei war…  ist halt keine große Travemünde–Trelleborg Fähre. Aber fast. Es ist eine Fähre, die in Holland 1969 gebaut wurde und 2008 ihr zweites Leben begann. Sie wurde von Nicaragua gekauft und schaukelte von Holland aus über den Atlantik, dann den San Juan mit seinen Stromschnellen und Sandbänken hoch bis zum Lago Cocibolca.

  • Autofähre Ometepe
  • Fährhafen San Jorge
  • Auf der Fähre nach Ometepe

San José

Ein Sodá auf OmetepeNach 1,5 Stunden legten wir in San Jose auf Ometepe an. Die Überfahrt verlief ruhig und man hatte einen schönen Blick auf die Insel und den Vulkan Concepción. An Land angekommen, ging es auf direktem Weg nach Merida auf den Südteil der Insel. Ohne Auto müsste man sich erstmal um eine Weiterfahrt mit dem Bus oder Taxi kümmern. Alternativ kann man sich auch einen Motorroller ausleihen, mit einem Auto ist man aber wesentlich flexibler. Die Fahrt dauerte 45 Minuten und es ging durch kleine Dörfer in einer üppigen Natur.

Santo Domingo

Bei Santo Domingo gibt es einen Strand, der je nach Wasserstand breiter oder schmaler ist. Dort kann man auch baden und schwimmen. Aber Vorsicht: Es soll Bullenhaie im See geben. Nicht mehr viele, weil Sie in den 80ern gnadenlos gejagt wurden, um Ihre Flossen nach Asien zu exportieren. Jetzt ist die Jagd strengstens untersagt. Die Bullenhaie kommen vom Atlantik. Sie laichen dort in Flussnähe des San Juan und schwimmen den Fluss hoch. Aber nicht alle schaffen den Weg. Forscher schätzen, dass 10 Prozent von Ihnen es in den See schaffen. In wie weit das Auswirkungen auf den Badenden hat, kann ich nicht sagen. Es sind keine Angriffe bekannt, den Touristen jedenfalls nicht. Angekommen in dem kleinen Ort Merida gibt es nicht viel zu sehen. Aber es gab gerade eine Rinderaktion mit viel Trara und Täterä, sehr unterhaltsam.

Merida

Finca Montania SagradaAm Ende des kleinen Ortes geht es links fünf spannende Minuten über eine Rumpelpiste zur Unterkunft Finca Montania Sagrada. Hier ist es ganz entzückend: Es gibt zwei kleine Bungalows und ein Häuschen mit einem Zimmer unten und einem oben sowie mit einer schönen Terrasse.

Finca Montania SagradaWir hatten den kleinen einzelnen Bungalow. Das Zimmer mit Bad war klein und einfach, aber mit liebevollen Details ausgestattet und sehr sauber. Auf unserer Terrasse saß man mitten im Grünen mit einem Blick auf die Pferdekoppel und dem Vulkan Merida. Die Besitzer sind ein Deutscher und zwei Italienerinnen.  

PapageiAuf unserer Terrasse saßen wir viele Stunden, dösten, lasen ein Buch, schauten den Pferden zu und genossen einfach die Stille der Natur, denn ruhig ist es hier jedenfalls. Für Leute, die gerne zu Pferd unterwegs sind, werden hier ausgezeichnete Ausritte angeboten und die Pferde sind fit und megagut gepflegt.

San Ramón

Uns zog es zu einer kleinen Wanderung zu den Wasserfällen von San Ramon. Auf einem ausgeschilderten Weg lief man vom Eingang (Eintritt) vier Kilometer zum Teil in der prallen Sonne immer bergauf. Jeder, der einigermaßen fit ist, schafft das ohne Probleme. Leider wurde auch hier schon viel abgeholzt, aber einige Urwaldriesen, die zum Teil dicht bewachsen sind mit Lianen und Bromelien, gibt es noch. Mit etwas Glück kann man Brüllaffen sehen und auch auf Schlangen treffen. Ersteres sahen wir leider nicht und Zweites Gott sei Dank auch nicht, dafür viele blaue Schmetterlinge und unzählige Vögel. Weiter höher klettert man zum Teil über Felsen, bis man dann endlich den Wasserfall erreicht hat. Er fällt über eine Felswand 50 Meter tief in ein Naturbecken und je nach Jahreszeit (Trocken-/Regenzeit) gibt es mehr oder weniger Wasser. Bei uns war es dann eher weniger Wasser, aber trotzdem nett.

Río Istián

Kajak-Tour auf dem Río IstiánEin anderer sehr schöner Ausflug war die Kajak Tour auf dem Rio Istian. Wir buchten die Tour über das Restaurante Caballitos in Merida, wo man auch zwar einfach, aber sehr gut essen kann - hauptsächlich fangfrischen Fisch. Die Tour startete am Morgen und unsere kleine Gruppe wurde mit einem Boot und den Kajaks im Schlepptau zur Flussmündung gebracht. Erst dort stiegen wir aufs Kajak um und erlebten in 1,5 Stunden eine wundeschöne Paddeltour in einer grandiosen Wasserlandschaft. Alles umgab eine unsagbare Stille. Weil auch niemand quatschte.

BrüllaffeNur das Eintauchen des Paddels fügte sich in die Geräusche der Natur ein. Wir fuhren vorbei an großen Bäumen, üppig bewachsen und mit dicken Lianen, und durch massive Pflanzenteppiche, wo ein Durchkommen oftmals kaum möglich war. Schmetterlinge in vielen Farben flogen um unsere Köpfe, kleine Kaimane und Leguane sonnten sich, Ibisse und Reiher suchten ihre Nahrung. Als Stimmungsmusik hörte man das Zirpen von Millionen von Grillen und aus den Baumkronen das Rufen der Brüllaffen.

Wir unternahmen noch eine Inselrundfahrt und einen längeren Spaziergang, wo wir dann auch die Brüllaffen und Papageien aus nächster Nähe sahen. Ansonsten relaxten wir viel. Warum wir nicht die Besteigung des Vulkan Merida in Angriff genommen haben? Ganz einfach… kein Bock! Die Beschreibungen, die wir lasen, beschrieben einen beschwerlichen Auf- und Abstieg, nass und kalt und ohne Aussicht, weil die Vulkanspitze in einer ewigen Regenwaldwolke steckt.

Finca Montania Sagrada - SpeisesaalLetzter Abend, letzte Mahlzeit… hui, was fliegt da über den Boden? Haarig, handtellergroß und blitzeschnell fegt eine Vogelspinne quer durch den Essensraum. Bevor jemand schreien kann, ist Sie auch schon wieder verschwunden. Der Chef erklärte uns, dass wir nichts zu befürchten hätten. Bisse seien selten und nie tödlich. Es sei denn, man hätte eine allergische Reaktion. Okay, ich habe mit Spinnen eh kein Problem, bin ich doch immer diejenige, die die kleinen und größeren Spinnen mit einem Glas fangen und nach draußen setzten muss, weil so viele aus meinen Freundeskreis einschließlich mein Freund eine Spinnenphobie haben. Ich habe es eher überhaupt nicht mit Schlangen.

Restaurant auf OmetepeOmetepe ist auf jeden Fall eine Reise wert und die Südhälfte - gerade Merida und die Finca Montania Sagrada - kann ich uneingeschränkt empfehlen. Tolle Unterkunft, ruhige Gegend, tolle Ausflüge, leckeres Essen, herzliche Menschen, wunderschöne Natur. Was will man mehr? Wir werden wiederkommen!

Moyogalpa und zurück

Die Fähre Ché GuevarraDie Rückfahrt, dieses Mal von Moyogalpa mit der Fähre El Ché, war nicht so ruhig. Es gab eine steife Brise und der See war aufgewühlt. Die Fähre kam ganz schön ins schlingern und ich überlegte schon, wie wir dem Autovermieter klarmachten, dass das Auto jetzt auf dem Grund des Nicaragua Sees liegt. Gibt es eigentlich Ballasttanks? Und warum muss eine große Motorfähre gegen den Wind kreuzen?